Missstände und Skandale beim Namen nennen

DSB-Präsident Manfred von Richthofen hat beim Neujahrsempfang des Berliner Fußball-Verbandes eine „klare und deutliche Sprache des Sports“ gegenüber den politisch Verantwortlichen gefordert. Dies und die strikte parteipolitische Unabhängigkeit des Deutschen Sportbundes sei gerade jetzt in Zeiten eines harten wirtschaftlichen Sparkurses und diverser Begehrlichkeiten der Politik gegenüber dem Sport notwendig, „Ich kann unseren Vertretern nur zurufen: Keine Angst vor den Kronen!“ Gerade wenn einem das Wasser manchmal schon bis zum Halse steht, muss man den Kopf aufrecht halten und darf ihn nicht senken. Das gelte für die gesamte Bundesrepublik, habe aber in der Sonderposition, die Berlin als größte deutsche Metropole mit einem Ost-West-Miteinander wie keine andere Stadt zu ertragen habe, noch eine potenzierte Bedeutung. In Berlin heiße es noch mehr als andernorts: „Finger weg vom Grundkonsens der kostenlosen Nutzung der Sportstätten"! Aufgrund. der völlig anderen sozialen Struktur in diesem „multikulturellen Kessel von Menschen“ würde eine Aufgabe dieses Grundprinzips unabsehbare Folgen haben. Von Richthofen verwies in seinen Ausführungen zudem abermals auf die hohe Bedeutung des Sports für die Gesundheitsprävention. Die zunehmende Verschlechterung der körperlichen Voraussetzungen bei Schälkindern sei jüngst durch eine Studie Darmstadt belegt worden, wo einem großen Prozentsatz von Kindern und Jugendlichen (30 %) nicht mal mehr die Fähigkeit zum bis 30 Meter langen Hüpfen zugebilligt werden konnte und Sportbefreiungen ausgesprochen werden mussten. Wenn, angesichts dieser Situation die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die, die hessische Kultusministerin Karin Wolff, den Sport in ihrer Antrittsrede im Bundesrat mit keinem Wort erwähnte, dann - so von Richthofen - „nenne ich das einen offenen Skandal“. Die Diskussion um die Prävention durch den Sport habe in Deutschland trotz der unübersehbaren Missstände gerade im Kinder- und Jugendbereich noch nicht einmal begonnen.
Berlins Sportstaatssekretär Thomas Härtel stimmte dem DSB-Präsidenten immerhin partiell zu. Gebühren für Sportstättennutzung zu erheben, hieße, „das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Der Hauptstadtsenat verfolge das Motto „Keine Gebühren, mehr Verantwortung“! Das solle z.B. durch weiteren Ausbau der „Schlüsselverträge" geschehen (bisher etwa 500). Allerdings müsse diese Kooperation „verlässlich" sein, Verträge müssten über das laufende Haushaltsjahr hinaus geschlossen werden, um eine Perspektive für die Berliner Sportförderung zu sichern.
Klaus Welse