Handball

Eberhard Altmann
Mühlenfeldstr. 71
13467 Berlin
Telefon 404 39 40
Postbank Berlin (BLZ 100 100 10) Konto-Nr. 40 36 46-109
VfB Hermsdorf e. V. Handball-Abteilung





GESCHAFFT: WIR SIND BERLINER MEISTER !

Und es war eine Party, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Aber leider fehlen auf meiner Tastatur die Zeichen für „Emotion“ und „Adrenalin“, und so muss ich es doch mit der deutschen Sprache probieren.

Wer am vorletzten Spieltag der letzten Saison dabei war, wo wir mit dem Sieg gegen Blau/Gelb den Aufstieg in die Verbandsliga klarmachten, und der Meinung ist, dass die Stimmung und die Party, die damals ablief, nicht zu toppen sei, der scheint am vergangenen Samstag nicht dabei gewesen zu sein. Selbst die Schiedsrichter waren nach dem Spiel schwer beeindruckt und meinten, dass sie so etwas in Berlin noch nicht erlebt hätten. Auch der Gegner zog den Hut und gratulierte uns mit den Worten, dass wir diese Meisterschaft schon alleine wegen unserer Fans verdient hätten. Und das ist wirklich wahr.

Bereits eine ¾ Stunde vor Anpfiff war der Hauptblock der Tribüne mit über 150 „verrückten“ VfB-Fans (ein besonderer Dank an Naddel für diese statistische Erhebung!) gefüllt. 4 riesige Trommeln, ein Megaphon, diverse Rasseln, Kochtöpfe und sonstige Geräuschwerkzeuge sorgten für einen Lärm, wo jeder Kopfschmerzgeplagte lieber einen Spaziergang auf dem Rollfeld des Flughafens Tegel gemacht hätte, anstatt in diesem Block zu sitzen. Für den Anhang der Heimmannschaft blieb leider nur ein kleiner Tribünenblock am Rand übrig, aber der schien für sie auch völlig auszureichen.

In dieser unbeschreiblichen Atmosphäre begann dann ein Spiel, das jeden Freitagabendkrimi in den Schatten stellte. Die Mannschaften kannten sich untereinander inzwischen so gut, dass man die jeweils andere Partei eigentlich nicht mehr mit Taktik- oder Spielzugvarianten überraschen konnte. So entwickelte sich ein fight zweier ebenbürtiger Mannschaften, in der die Führung ständig wechselte, aber sich kein Team mehr als 2 Tore absetzen konnte. Gegen Ende der ersten Halbzeit geschah dann aber der super-GAU, wo bestimmt viele in der Halle unsere Fälle davonschwimmen sahen. Bei einem Überzieher eines gegnerischen Angreifers verletzte sich Mark an der linken Schulter. Nur kurz danach, nach 28:01 Minuten der ersten Hälfte, sah Frank die rote Karte für ein Foul, bei dem man sogar darüber hätte streiten können, ob eine 2 Minutenstrafe gerechtfertigt gewesen wäre. Nach Ballgewinn und einem dummen Querpass am eigenen Wurfkreis, der leider beim Gegner landete, behinderte Frank den Spieler, indem er ihm kurz mit der Hand auf den Oberschenkel schlug. Der Spieler kam dennoch frei zum Wurf, scheiterte aber an Micha Berger, der an diesem Tag eines seiner besten Spiele, die ich je von ihm gesehen habe, ablieferte. Die gezückte rote Karte ließ uns dann auch allen die Gesichtszüge entgleisen. Friedenau nutzte diesen Schockzustand und unsere Unterzahl und ging mit einem 2-Tore-Vorsprung in die Kabine.

Unserer beiden Denker und Lenker im Rückraum beraubt, war klar, dass nun die jungen Spieler das Heft in die Hand nehmen müssen. Besonderes Problem dabei war allerdings, dass mit Frank eine wichtige Waffe gegen die beiden großen Rückraumschützen fehlte. Da Sascha bereits zwei Zeitstrafen hatte, konnte er in der Deckung auch nicht mehr wie gewohnt zupacken. Auch der Angriff sah nicht mehr wirklich nach flüssigem Kombinationsspiel aus. Aber um so überwältigter bin ich von dem Ergebnis, dass „diese“ dezimierte Mannschaft die zweite Hälfte immerhin mit einem Tor gewonnen hat. Wie gerade die Jungschen wie Branne und Apu, der nahezu untrainierte Bernd und alle anderen in diesem Hexenkessel die Nerven behalten haben, nötigt mir größten Respekt ab. Auch, dass Steffi Diening die Führungsrolle übernommen hat und für größtmögliche Umsicht und Ordnung im Angriff gesorgt hat, ist aller Ehren wert (allerdings hatte er ja aus dem Spiel gegen BSV 92 auch noch was gut zu machen …) Und auch als Friedenau 6 Minuten vor Schluss mit 23:20 führte, und in diesem Augenblick ihrerseits die Meisterschaft in der Hand hielten, bäumte sich der Haufen noch einmal auf und kämpfte sich auf das für den Gesamtsieg ausreichende 24:25 aus unserer Sicht heran. Als dieser Spielstand 12 Sekunden vor Schluss auf der Anzeigetafel stand, und Friedenau bei angehaltener Zeit sogar Schwierigkeiten hatte, einen Freiwurf auszuführen (2 Minutenstrafe dafür, dass ein Spieler viermal hintereinander einen Feiwurf ausführen will, bevor der Schiri angepfiffen hat, das habe ich auch noch nicht erlebt) war auf unserer Bank bereits kein Halten mehr. Alle standen, klatschten, feierten bereits untereinander und fieberten nur noch dem Ablauf dieser letzten Sekunden entgegen, um diesen Titel endlich gebührend feiern zu können.

Was danach geschah, ist nicht in Worte zu fassen. Aber ich kann euch versprechen, dass in wenigen Tagen diverse Fotos dieser Feier im Internet veröffentlicht werden, bei denen sich jeder Dabeigewesene freudig zurückerinnern wird.

Fazit:

Was soll ich sagen ? Wir haben es geschafft ! Wir standen lange an der Tabellenspitze, und je größer die Wahrscheinlichkeit wurde, diesen Durchmarsch wirklich zu schaffen, um so nervöser wurden wir. Drei wirkliche Big-Points (Rückspiel gegen Spandau, BSV 92, das letzte Ligaspiel gegen Friedenau) haben wir vergeben, aber wir wahrten uns immer die Chance und schenkten uns und unseren Fans letztendlich das wohl spannendste Saisonfinale, das wir je miterleben durften und von dem wir auch in vielen Jahren noch erzählen werden.

Die Statistik:

Heute mal bewusst aus Ingeborchs subjektiver Sicht.

Micha Berger hat diese Saison noch einmal großen Sport gezeigt. Auch wenn er uns mit seinen Ausrastern und teilweise haarsträubenden Konterpässen zu unpassendsten Zeitpunkten bis zur Verzweiflung getrieben hat, hat er uns doch vor allem viele Punkte festgehalten und gerade im letzten Spiel noch einmal so richtig seine Bude zugenagelt.

Toddi durfte in den letzten beiden Partien dabei sein. Mit seiner Leistung im ersten Play-Off hat er zum entscheidenden Sieg beigetragen und war auch im Rückspiel Aufputscher und Einpeitscher wie wir ihn kennen.

Branne hat in diesem Spiel drei Fahrkarten an Pfosten und Latte geworfen. Das ist viel wichtiger, als die Tore, die er gemacht hat. Denn gerade die Tatsache, dass er sich trotz dieser Fahrkarten nicht hat verunsichern lassen, und dann wenige Minuten vor Schluss eines der entscheidenden Tore geworfen hat, hat Größe bewiesen !

Apu hat es größtenteils geschafft, sein überschäumendes Temperament im Zaum zu halten und in der zweiten Hälfte, wo´s drauf ankam, eine solide Leistung zu bringen. Dabei hat er, wie die gesamte Saison über, mit einer dermaßenen Geschwindigkeit auf die gegnerischen Angreifer eingedroschen, dass die Schiris es nicht gesehen haben.

Bernd hat endlich wieder kapiert, was der Handball ihm geben kann und gibt uns nun seit einigen Monaten vieles zurück. Dabei hat er trotz ständiger Verletzungen ohne Rücksicht auf Verluste geackert und einige wichtige Tore erzielt. Nur warum du auch noch versucht hast, dem Gegner mit deinem Unterkiefer den Ellbogen zu brechen, hab ich nicht ganz verstanden…

Thommi Riegmann hat die Saison seines Lebens gespielt. Bei ihm hat man besonders festgestellt, wie kräftezehrend die Saison war. In den letzten Partien konnte er sich nicht mehr ganz so erfolgreich durchsetzen, wie noch in der Hinrunde. Dafür hast du aber auch Blessuren mit dir rumgeschleppt, mit denen sich manch anderer erst mal für ein paar Wochen ins Krankenhaus gelegt hätte. Wie das möglich war, ist mir immer noch unbegreiflich. Danke für diesen Kampfgeist.

Frank hat im letzten Entscheidungsspiel wohl die längsten 31:59 Minuten seiner Kariere absolviert … und das in Badelatschen. In einer so wichtigen und engen Partie auf die Tribüne geschickt worden zu sein und nicht mehr helfen zu dürfen, muss wohl die Hölle auf Erden sein … zumal, wenn ‘ne Kiste Champagner dabei auf dem Spiel steht! Aber Frankiboy, du warst eine der wichtigsten Stützen auf dem Weg dahin. Und wenn man bedenkt, was man mit Hottes 10-Minuten-Intensivtraining für Leistungen abrufen kann, dann sollten wir über diese Trainingsmethode mal für den gesamten Kader nachdenken…

Auch Mark wird sich bestimmt nicht mehr daran erinnern können, wann er das letzte Mal über 30 Minuten auf der Bank saß. Gott sei Dank war die Tribüne so laut, dass die Schiris dich nicht hören konnten, sonst hättest du Frank schnell Gesellschaft geleistet. Aber im Kopf einer Mannschaft sitzt nun auch mal der Mund, und den kann man auch noch aufreißen, wenn man einen Arm in der Schlinge trägt.

Steffi Diening hat eine wirklich große Leistung vollbracht. Das Attribut Chancentod der Vorsaison konnte er ablegen. Allerdings musste er wochenlang unter dem vertendelten Ball im Spiel gegen BSV 92 leiden, der uns letztendlich einen Punkt kostete und diese Entscheidungsspiele daher erst notwendig gemacht hatte. Für mein Empfinden warst du aber in der 2. Hälfte dieses alles entscheidenden Spiels der Führer der Mannschaft und hast sowohl für Druck als auch Ruhe im Angriff gesorgt. Das hat mich beeindruckt und mächtig für dich gefreut. Wenn du nun auch noch aufhören würdest, ständig mit den Schiris zu diskutieren…

Sascha ist uns in diesem Spiel eher weniger aufgefallen. Dem Gegner aber mit Sicherheit um so mehr. Sowohl in der Deckung als auch im Angriff teilst du aus wie ein Kesselflicker, und dass du es zu „nur“ 7 roten Karten in dieser Saison geschafft hast, wundert mich. Deine Gegner haben dir bestimmt allesamt in jedem Spiel bereits nach 5 Minuten ‘ne rote Karte gewünscht. Mit deinem Kontertor aus aussichtslosester Situation hast du Friedenau am Samstag ein Stück weit den Nerv gezogen und gezeigt, dass frech (gepaart mit 105 Kilo Lebendgewicht) eben doch weiter kommt.

Für Schmitze war diese Partie wahrscheinlich gar nichts besonderes. Du gehst in jedes Spiel hinein, als gäb´s ‘ne Meisterschaft zu gewinnen. Dass du unter dieser Belastung trotzdem noch ne ziemlich souveräne Trefferquote hast und auch die Siebener (meistens) locker einschenkst, ist beachtlich. Aber das macht wahrscheinlich das Alter.

Hartmut hat als Schweinfurt-Legionär am Samstag wichtige Tore erzielt. Auch wenn wir seinen Abgang in der Rückrunde recht passabel verkraftet haben, hat er gezeigt, dass er gerade in kampfbetonten Partien wichtig ist.

Tja, und nun komm ich zu Hotte: Ich kann‘s immer noch nicht ganz realisieren, dass das dein letztes Spiel als mein Trainer gewesen sein soll. Dein „kämpfen tun“ und „muss ich ehrlich zugeben“ werden mir fehlen… der Sprintsteig eher nicht! Ich will jetzt auch nicht sentimental werden und deshalb sei dir nur eins gesagt: DANKE! In unserer Kiste wird immer ein Bier für dich dabei sein, egal ob beim Training oder beim Spiel!

Ach ja, ich war diese Saison ja auch mit dabei und bin stolz wie Oskar, in dieser Mannschaft spielen zu dürfen!!!
Ingo Fürstenau